Die Unigesellschaft

Die Universitätsgesellschaft Erfurt e. V. versteht sich als Bindeglied zwischen Erfurt und der Universität. Sie möchte nicht nur mit ihren Angeboten einen Beitrag zur Vernetzung beider leisten, sondern der Universität auch, neben der Traditionswahrung, in aktuellen Angelegenheiten Unterstützung anbieten.

Die Universitätsgesellschaft leistet somit wichtige Unterstützungsarbeit für die Universität Erfurt. Sie fördert Wissenschaft, Forschung und Lehre, knüpft soziale Netzwerke, hilft Förderer und Stifter zu gewinnen. Besondere Anstrengungen werden unternommen, um die Universität weiter im Bewusstsein der Bürger zu verankern. Dies geschieht u.a. durch Pflege des Erbes der Alten Universität wie auch der jüngeren Erfurter Hochschulgeschichte und ihrer Baudenkmale. In einem der wichtigsten dieser Baudenkmale, dem Studentenzentrum Engelsburg, hat die Gesellschaft heute ihr Zuhause.

Die 1987 als Interessengemeinschaft “Alte Universität Erfurt” gegründete Universitätsgesellschaft Erfurt gehört zu den Bürgerbewegungen der späten DDR-Zeit. Als eine der wenigen konnte sie nach der friedlichen Revolution 1989 ihre Hauptziele erreichen, die Wiedergründung der Universität Erfurt 1994 und die Rekonstruktion des einstigen Hauptgebäudes Collegium maius 2011. Heute unterstützt sie als Fördergesellschaft die Universität und pflegt deren reiche Tradition.

Am 15. Oktober 1987 gründeten einige Erfurter Bürger um den Arzt Dr. Aribert W. J. Spiegler die Interessengemeinschaft “Alte Universität Erfurt“ im Kulturbund der DDR. Ihr Ziel war es, für das Stadtjubiläum 1992 (1250 Jahre Ersterwähnung, 600 Jahre Universitätseröffnung) das Andenken an die 1816 geschlossene Alma mater Erfordensis und ihre Baudenkmale im “lateinischen Viertel” zu beleben. Mutig strebte man sogar eine Wiedergründung der Universität und den Aufbau des im Krieg zerstörten Collegium maius an, des ehemaligen Hauptgebäudes (Foto: Dr. Steffen Raßloff). Dessen spätgotischen Kielbogenportal ist auch das Logo der Gesellschaft entlehnt. Im Mai 1988 begannen die ersten „Tage der Alten Universität“, die mit dem Hochschulstraßenfest eine feste Tradition wurden.

Während der friedlichen Revolution 1989 engagieren sich viele Mitglieder im wiedererwachten Bürgergeist. Am 10. Dezember 1989 organisieren sie die spektakuläre Aktion „Ein Bürgerwall für unsere Altstadt“, der den DDR-Stadtumbau stoppen sollte. Aber auch die von den SED-Oberen skeptisch beäugte Idee einer Wiedergründung der Universität sollte in greifbare Nähe rücken. Am 9. März 1990 veröffentlichte die IG ihren Aufruf für eine „Europäische Universität Erfurt“. Im Juni ermächtigte die Stadt Erfurt Oberbürgermeister Manfred O. Ruge, hierzu ein internationales Gremium zu berufen und schon am 31. August 1990 wurde ein Gründungsausschuss gebildet.

Interessengemeinschaft und Stadt gelang es, für ihr Vorhaben erfolgreich zu werben. Mobilisierung bedeutender Persönlichkeiten, Universitätslesungen und -musiken, Gedenktafeln (Foto: Alexander Raßloff), Medaillen, Veranstaltungen zu Persönlichkeiten der Universität wie J. B. Trommsdorff, das Engagement für den Wiederaufbau des Collegium maius, die Hochschultage rund um die Engelsburg u.v.a.m. begeisterten immer mehr Bürger, aber machten auch über Erfurt hinaus das Projekt populär. Bundespräsident Richard von Weizsäcker bezeichnete es im Mai 1990 als einen “wahrhaft glücklichen Gedanken”. 1991 erkannte die UNESCO das Vorhaben Wiedereröffnung der „Alten Universität Erfurt“ als „Europäische Universität“ als deutschen Beitrag zur „Weltdekade für kulturelle Entwicklung 1988 bis 1997“ an, zugleich erhielt die IG den Kulturpreis der Stadt Essen. 1992 benannte sie sich in „Gesellschaft zur Förderung der Europäischen Universität Erfurt e.V.“ um.

Die Bemühungen trugen bald realpolitische Früchte. Am 1. Januar 1994 trat das vom Thüringer Landtag beschlossene Gesetz zur „Wiedergründung der Universität Erfurt und zur Aufhebung der Medizinischen Hochschule Erfurt“ in Kraft. Am 29. April 1994 fand die feierliche Gründungsveranstaltung im Augustinerkloster statt. In den folgenden Jahren wurde das ehrgeizige Projekt einer international ausgerichteten Reformuniversität auf dem Campus an der Nordhäuser Straße mit Leben erfüllt. Das Jahr 2001 brachte mit der Fusion mit der Pädagogischen Hochschule Erfurt den Abschluss dieser Gründungsphase.

Mit der Renaissance der traditionsreichen Alma mater Erfordensis hatte sich eine zentrale Zielstellung verwirklicht. Nur wenigen DDR-Bürgerinitiativen war ein derartiger Erfolg nach 1989/90 vergönnt. Dabei ist aber nicht zu übersehen, dass der Funktionswechsel auch schmerzhafte Reibungen erzeugte. Nach Ansicht vieler Aktivisten wurde die Gesellschaft von der Landesregierung nicht genügend einbezogen. Der Verkauf des Collegium maius durch die Stadt Erfurt an die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland 2008, die dort 2011 ihr Landeskirchenamt einweihte, hat das Ziel eines repräsentativen Universitätsgebäudes in der Innenstadt verhindert.

Trotz solcher Enttäuschungen – auch über die Schließung der Medizinischen Akademie – blieben die meisten Mitglieder ihrer Sache treu. Dass die Universität ihr Eigenleben entwickeln würde, war zudem ein natürlicher Prozess. Dem trug 1995 eine neue Satzung mit der Umbenennung in Universitätsgesellschaft Erfurt Rechnung. Seither leistet die Gesellschaft (Präsidenten: 1995-2012 Dr. Anselm Räder, seit 2012 Thomas Hutt) wichtige Unterstützungsarbeit. Besondere Anstrengungen werden unternommen, um die Universität weiter im Bewusstsein der Bürger zu verankern. Dies geschieht u.a. durch Pflege des Erbes der Alten Universität, wie auch der jüngeren Hochschulgeschichte. In einem der herausragenden Baudenkmale, der Engelsburg, hat die Gesellschaft heute ihr Zuhause. Aber auch dem Campus mit seinen denkmalgeschützten Bauwerken aus der DDR-Zeit gilt die Aufmerksamkeit.

Gemeinsam mit dem Landeskirchenamt der EKM und der Evangelischen Stadtakademie „Meister Eckhart“ veranstaltet die Universitätsgesellschaft seit 2011 die beliebte Vortragsreihe der Collegium maius Abende.

(Dr. Steffen Raßloff)